Eigenheim

Der Traum vom eigenen Häusle ist derzeit für viele mehr ein Alptraum.

Zinsen bei vier Prozent und damit das Vierfache als noch vor ein, zwei Jahren – und die Baukosten auf dem Höhenflug. Die Konsequenz: Immer mehr Bauherren sagen Ade zu den eigenen vier Wänden, geben ihren Bauplatz an den Verkäufer zurück und bleiben, wo sie sind: in Miete. 

Nicht so in Villingen-Schwenningen, wie eine Anfrage bei der Stadtverwaltung ergab. „Wir mussten noch keinen Bauplatz zurücknehmen“, sagt Stadtsprecherin Madlen Falke. So laufen derzeit die Verkäufe für das Baugebiet Gassenäcker mit 20 Bauplätzen. Die Nachfrage ist laut der städtischen Sprecherin groß: „Wir hatten eine sehr lange Bewerberliste, welche wir aktuell abarbeiten.“ Bisher haben fünf Bauherren noch nicht zugesagt. Das ist aber kein Problem, denn zur Sicherung der Bauvorhaben räumt das Liegenschaftsamt den Bewerbern mehr Zeit für die Entscheidung ein. So sollen Finanzierung und Planung ohne Druck ausgearbeitet werden können. 

Der Wunsch nach dem eigenen Heim mit Garten ist in Villingen-Schwenningen weiterhin ungebrochen. 

Deshalb plant die Stadt in naher Zukunft schon die nächsten Baugebiete: 21 Häuslebauer sollen im Teilort Weilersbach ihren Traum verwirklichen. Außerdem ist dort auch Platz für zwölf Reihenhäuser. Beginn soll bereits 2023/2024 sein. Der Start für den zweiten Bauabschnitt ist noch nicht beschlossen, aber hier sind weitere 18 Einfamilienhäuser vorgesehen. Sogar im kleinsten Teilort der Stadt, Herzogenweiler, mit gerade mal 200 Einwohnern gibt es Wachstumsmöglichkeiten: 14 Bauplätze für Einfamilienhäuser stehen zum Verkauf. Vorgesehen ist schon ein zweiter Bauabschnitt mit weiteren 17 Einfamilienhäusern.

Dies alles findet unter total veränderten Bedingungen statt. 

Wer vor zwei Jahren einen Kredit von 300 000 Euro in 30 Jahren abbezahlen wollte, der musste dafür 980 Euro im Monat für Zins und Tilgung zahlen. Jetzt kostet dies rund 1400 Euro. Dass zu den vier Prozent Zinsen noch die rasant gestiegenen Baukosten kommen, ist natürlich eine gefährliche Kombination. Doch zur großen Überraschung schlägt die in Villingen-Schwenningen – noch – nicht so durch. Freilich ist gerade in diesen Zeiten alles im Fluss und keiner weiß, was in einem Monat sein wird. Der letzte Stand der Dinge beim zuständigen Liegenschaftsamt ist nach Auskunft der Stadtsprecherin: „Wir spüren aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen eine gewisse Zurückhaltung.“ Doch dies ist gar nichts im Vergleich zu den Berichten aus anderen Städten, wo beispielsweise in einem Baugebiet 32 von 40 Grundstücken an den Verkäufer zurückgeben wurden. 

Nach den Beobachtungen des städtischen Liegenschaftsamtes lassen es die Bauherren in Villingen-Schwenningen aber erst gar nicht so weit kommen. „Wenn die Bewerber um einen Bauplatz Probleme bei der Finanzierung sehen angesichts der unsicheren Baupreise, treten sie vom Vorhaben zurück und schließen einen Kaufvertrag erst gar nicht ab“, erklärt die Sprecherin. Freilich gebe es auch einige Kaufinteressenten, die von sich aus gesagt haben, dass das Risiko zu groß ist und die Bewerbung zurückgezogen haben.